Gittersee, 1976: Karin ist 16, hütet ihre kleine Schwester und hilft der Großmutter. Ihr Vater verzweifelt an der Reparatur seines Škodas, ihre Mutter würde am liebsten ein anderes Leben führen. Aufgehoben fühlt sich Karin bei ihrer Freundin Marie, die später nicht etwas machen, sondern etwas werden will: die erste Frau auf dem Mond. Als ihr Freund Paul von einem Ausflug nicht mehr zurückkommt, stehen eines Nachts zwei Uniformierte vor der Tür, und Karins Welt gerät aus den Fugen. Charlotte Gneuß erzählt von einer Welt, die es nicht mehr gibt und von der Frage, ob Unschuld möglich ist.
Eng umgrenzen die Schatten der Familie Karolina Estors Leben: Als drittes Kind wächst sie in dem Versuch ihrer 68er-Eltern auf, alles anders als die Generation zuvor zu machen. Während ihr Vater Klaus bestrebt ist, den Kindern alle Freiheiten zu lassen, jettet ihre Mutter Elke wie besessen für Großkonzerne um die Welt. Karolina indes beherzigt den mütterlichen Leitsatz vom ‚Nichtschwachseindürfen‘ und tröstet sich im Leistungssport, bis Konkurrenzdruck und das Verschwinden ihres Bruders sie auch diesen Halt verlieren lassen. Katharina Peter verknüpft Erinnerungsflicken zu einem Teppich deutscher Geschichte.
Wichtige Information:Die Lesung von Dirk Oschmann "Der Osten: eine westdeutsche Erfindung" in Haus 3 muss abgesagt werden:
Dirk Oschmann war im Januar bei einer Lesung von der Bühne gestürzt. Leider ist er noch nicht vollständig von seinen Verletzungen genesen und muss seine Teilnahme an der Literaturnacht absagen. Die in den Buchhandlungen erworbenen Karten können dort zurückgegeben werden. Die Karten, die über Paypal gekauft wurden, werden von uns unaufgefordert erstattet.
Dirk Oschmann hat angekündigt die Lesung im Rahmen der Literaturnacht 2025 nachholen zu wollen.Was bedeutet es, eine Ost-Identität auferlegt zu bekommen? Eine Identität, die für die wachsende gesellschaftliche Spaltung verantwortlich gemacht wird? Der Attribute wie Populismus, mangelndes Demokratieverständnis, Rassismus, Verschwörungsmythen und Armut zugeschrieben werden? Dirk Oschmann zeigt in seinem augenöffnenden Buch, dass der Westen sich über dreißig Jahre nach dem Mauerfall noch immer als Norm definiert und den Osten als Abweichung.
Nach ihrem erfolgreichen Buch Die anderen Leben – Generationengespräche Ost haben Sabine Michel und Dörte Grimm für dieses Buch ostdeutsche Großeltern und Enkel miteinander ins Gespräch gebracht. Es kommen Ereignisse zur Sprache, über die in den Familien bisher nicht gesprochen wurde. Die aufwühlenden Begegnungen zeigen exemplarisch, wie ein Dialog zwischen den Generationen in Bewegung kommen kann, und helfen, aktuelle politische Entwicklungen in Ostdeutschland anders und besser zu verstehen.
Eine genaue Beobachtung des Paarungsverhaltens im ausgehenden 20. Jahrhundert: 23 Männer in archetypischen Situationen, die eines gemeinsam haben: dieselbe Frau; eine Frau, die wir nur als N. kennenlernen. An ihrem Liebesleben und Lebenslauf reiht Harald Martenstein die unterschiedlichen Männer wie Verhältnisse auf. Ein Roman in 23 Liebesabenteuern. Eine Sittengeschichte im Privaten – überraschend komisch und eigensinnig.
Nur dank der Unterstützung ihrer Großtante konnte Emma Erdling sich als Privatdetektivin im teuersten Viertel der Stadt selbstständig machen. Statt echte Fälle zu lösen, inszeniert sie sich als eine knallharte, linksideologische Ermittlerin in den sozialen Netzwerken, bis ein Shitstorm ihr virtuelles Dasein vernichtet. Tags darauf sucht Oskar Lafontaine sie auf. Seine Frau sei entführt worden, von Außerirdischen, Geld spiele keine Rolle. Die Suche nach Sahra Wagenknecht entpuppt sich als Reise in ein verdrängtes Bewusstsein, zu Teilen einer Identität, die Emma zu Beginn der Geschichte so fern war wie eine Galaxie jenseits der Milchstraße.
Ruth Lember, Ethikprofessorin in Berlin, soll Mitglied des Deutschen Ethikrats werden. Nichts scheint ihre Zukunft zu trüben: Ben, ihr Mann, gewinnt einen Architekturwettbewerb, ihre Ziehtochter Jenny studiert, die Corona-Pandemie flaut endlich ab. Dass Ruth bei ihrer Joggingrunde von einem Hund gebissen wird, scheint da nur ein Missgeschick zu sein. Aber tatsächlich schwelt die Wunde weiter, und das Ärgernis wird unerwartet zum Auftakt einer ganzen Reihe von Ereignissen. Ein Freund taucht auf und erinnert sie nicht nur an ihre einstige Liebe, sondern auch an einen nie geahndeten Anschlag der früheren Umweltaktivistin.
Ein Sonntag am See. Eine Frau sitzt am Ufer und hält ihre beiden kleinen Kinder im Arm. Was eine Wochenend-Idylle sein sollte, kippt ins Gegenteil. Das Segelboot ist gekentert, der Vater wird vermisst. In diesem harmlosen Badesee kann er doch unmöglich ertrunken sein? Während der Rettungshubschrauber über ihr kreist, erinnert sich die Erzählerin an ihr Leben mit diesem Mann, ihrem Gegenpart in einer bewegten Ehe.
Das Mädchen mit dem Perlenohrgehänge, die Dame mit dem Hermelin, Frauen auf weltberühmten Gemälden von Leonardo da Vinci, Vermeer, Rembrandt, Courbet, Schiele, Munch. Wir sehen ihre Körper, ihre Blicke, ihre Kleidung, gebannt oder verbannt in einen ewigen Augenblick. Doch wer waren sie außerhalb dieses Moments? Martina Clavadetscher ist den Hinweisen ihrer Leben nachgegangen, lässt die Frauen erzählen und gibt ihnen so eine Stimme zurück.
Nachtdämmern versammelt Gedichte Islands berühmtester Dichterin zum sterbenden Großgletscher Vatnajökull in Südostisland, dem Gletscher von Steinunn Sigurdardóttirs Kindheit, der in unseren Tagen weltweit zum traurigen Symbol des Klimawandels geworden ist.
Das dramatische Leben des Dichters Thomas Brasch. In der DDR konnte der Künstler nicht bleiben und im Westen fehlte ihm der Widerstand. Braschs konfliktreiche Hassliebe zu seinem Vater, die tiefe Zuneigung zu seinen Geschwistern und sein ruheloses Begehren zu den Frauen seines Lebens. Brasch ist ein Musterbeispiel eines unangepassten Menschen, der mit seiner Gier nach Dasein, seiner Lebenskraft und Sinneslust zu gewaltig für die Konventionen der Zeit war und ist. So entsteht ein rasantes Werk aus Surrealem und Tatsächlichem –
in aller Zartheit und kraftvollen Härte.
Die Rechtsberaterin Dilan ist Tochter kurdischer Aleviten, die Verfolgung und Gewalt ausgesetzt waren. Doch darüber schweigen sie. Erst als ihre Mutter stirbt und sie selbst ein Kind erwartet, arbeitet Dilan gegen das unerträgliche Schweigen an: Sie reist nach Diyarbakır im Osten der Türkei. Die alte Stadt am Tigris ist die heimliche Metropole der Kurden. Hier haben ihre Eltern einst gelebt, geliebt und gekämpft.
Ein elitäres Wiener Internat in der ehemaligen Sommerresidenz der Habsburger, ein antiquierter und despotischer Klassenlehrer. Till Kokorda kann weder mit dem Kanon noch mit dem snobistischen Umfeld viel anfangen. Seine Leidenschaft ist das Gamen, konkret: das Echtzeit-Strategiespiel Age of Empires 2. Nach dem Tod seines Vaters wird für ihn das Hobby zur Notwendigkeit. Ohne dass jemand davon wüsste, ist Till mit fünfzehn eine Online-Berühmtheit, der jüngste Top-10-Spieler der Welt. Wie real ist so ein Glück? 2020 kommt für Till, in der Schule und
im Leben, alles noch einmal anders als gedacht.
Thomas Hettche erzählt, wie er nach dem Tod seiner Eltern in die Schweiz reist, um das Ferienhaus zu verkaufen, in dem er seine Kindheit verbracht hat. Doch was realistisch beginnt, wird schnell zu einer fantastischen, märchenhaften Geschichte. Ein Bergsturz hat das Rhonetal in einen riesigen See verwandelt, das Wallis in eine mittelalterliche, bedrohliche Welt. Sindbad und Odysseus haben ihren Auftritt, Sagen vom Zug der toten Seelen über die Gipfel, eine unheimliche Bischöfin und Fragen nach Gender und Sexus, Sommertage auf der Alb und eine Jugendliebe des Erzählers.
Breaking Bad in Berlin: Vanessa liefert Glücksmittel, Deniz fährt Streife. Ihre Begegnung öffnet den Himmel über einer pulsierenden Stadt. Vanessa ist Pharmakologin. Sie liefert Substanzen, die für Erfolg und Glück sorgen. Ihre Kunden sind Sportler, Krankenpflegerinnen und Politiker. Deniz ist Streifenpolizist. Er fährt Doppelschicht und pflegt seinen parkinsonkranken Vater. Jeden Tag suchen sie verlorene Menschen auf, doch dann treffen sie sich. Ein zarter, starker Großstadtroman, der danach fragt: Wie halten wir dem Druck stand? Wie wollen wir leben, und wie können wir lieben?
Hohn und Spott erntet ein junger Mann in seinem Literaturkreis, als er dort seinen Text Der Niedergang zum Besten gibt. Aus ihm wird nicht wie erhofft ein gefeierter Schriftsteller, sondern ein Lehrer in der Vorstadt von Bukarest. Als dieser namenlose Erzähler jedoch ein Haus in Form eines Schiffes kauft, gerät er in den Bannkreis des Solenoids, einer Art riesiger Magnetspule, die sich unterhalb des Kellers befindet. Deren Gravitationskraft zieht aber nicht nach unten, sondern hebt konsequent alles in die Höhe, was in ihr Umfeld gerät – Menschen, Dinge, ja die Wirklichkeit selbst.